Angebote kritisch vergleichen

Einen Welpen bekommt man in der Regel über den Tiermarkt in der Fachpresse, in der Tageszeitung oder über spezielle Internetseiten. Es gibt im Internet sowohl seitenweise Inserate als auch ausführlichere, aussagekräftigere Züchterseiten wie www.fox-lions.de für meine eigenen Amerikanischen Collies. Häufig macht ein Inserat auf eine Züchterseite aufmerksam, die man sich dann sehr kritisch durchlesen sollte. Nutzen Sie die eingeräumten Kontaktmöglichkeiten, um sich Fragen beantworten zu lassen, die Ihnen beim Betrachten und Lesen der Züchter-Homepage einfallen. Erschrecken Sie nicht, wenn ein Welpe über 800 Euro kosten soll. Bekommen Sie dafür einen gut gepflegten, gesunden Welpen, ist er es wert.

Lassen Sie sich vom Züchter erzählen, wann die Mutter der Welpen das letzte Mal geworfen hat (wenn es nicht der erste Wurf ist), ob sie jemals krank war und ob es bei der Geburt oder in der Aufzucht der Jungen Probleme gab. Eine entsprechende Vorgeschichte wirft sicher weitere Fragen auf. Versuchen Sie, ein längeres Gespräch mit dem Züchter zu führen. Wenn er in Ordnung ist, wird er spontan und ehrlich antworten. Fragen Sie ruhig nach dem Gesundheitszeugnis zur Zuchtzulassung der Mutter und lesen Sie es (kritisch!) selbst. Zuchttiere - auch die Hündinnen! - sollten von Hüft-Dysplasie (HD) zumindest fast frei sein (HD A oder B). Es gibt auch andere Erbkrankheiten, von denen Zuchttiere frei sein sollten. Die Welpen sollten auf jeden Fall geimpft und gechipt sein. Die Kennzeichnung mit einem implantierten Mikrochip, der auf einem speziellen Lesegerät eine weltweit eindeutige Nummer anzeigt, gilt als fälschungssicher. Ohne einen solchen Chip wird man mit dem Hund kaum noch eine Grenze passieren dürfen. Neben den Grenzbeamten verfügen alle Tierärzte, Tierheime und Polizeistationen über Lesegeräte.

Beobachten Sie die Mutter und ihre Welpen gut, um eventuell gestörte Verhaltensweisen, z. B. Aggressivität oder Angst zu entdecken. So etwas kann sich vererben. Natürlich sollten die Welpen artgerecht mit ihrer Mutter gemeinsam untergebracht sein, was nicht bedeutet, dass die Mutterhündin sich nicht auch zeitweilig woanders aufhalten darf. Alle Hunde müssen einen sauberen, gut gepflegten Eindruck machen, nicht mager oder fett wirken und munter spielen, wenn sie nicht gerade schlafen. Ich würde niemals einen Welpen aus Zwingerhaltung nehmen. Auch da, wo mehr als zwei Würfe gleichzeitig betreut werden, würde ich keine ausreichende Prägung auf den Menschen erwarten. Wahrscheinlich ist in solchen Fällen, dass der Welpe in den ersten 14 Wochen, der sogenannten Prägephase, zu wenig Kontakt zu Menschen hatte und es ihm an Früherziehung, Umwelterfahrung und Sozialisation fehlt.

Auch bei einem Bestand von insgesamt über zehn Tieren, die ständig gehalten werden, wäre ich skeptisch. Zwar behauptet inzwischen jeder Züchter, die Hundezucht sei sein Hobby, aber das müssen wir ihm nicht unbedingt glauben. Tiere vom Händler haben (wie leider auch viele Tiere aus dem Tierheim) meistens irgendeinen Schaden. Bei Billig-Hunden ist klar, dass sie aus rein kommerzieller Massenzucht stammen. Sie sind i. d. R. zu wenig oder falsch zugefüttert worden, krank und/oder verhaltensgestört.

Manche Hunde aus reinen Vermehrungsbetrieben entstammen Inzest-Paarungen, weil es für den Züchter das einfachste war, z. B. den Vater auf die Tochter zu lassen. Dann sind Erbkrankheiten erst recht wahrscheinlich. "Züchter", die mehrere Rassen anbieten, sind meistens Händler. Schon durch den Transport zum Händler, einsam in eine enge Kiste gesperrt, kann ein Welpe einen psychischen Schaden erleiden, der ihn sein Leben lang begleitet, z. B. ängstlich oder aggressiv macht. Dazu kommt mangelnder Kontakt mit Menschen und fehlende Früherziehung in der Prägephase. Wer soviel Zeit hat, dass er sich einen solchen Hund zumuten will, sollte lieber gleich zum Tierheim fahren und ein gutes Werk tun. Dort stimmt dann auch der Preis.

Ich persönlich bevorzugte bisher Hobby-Hunde "vom Teppich", also von Einzel-Hündinnen-Haltern, weil diese auf jeden Fall genug Beachtung und Liebe während ihrer Prägephase erfahren haben. Letzteres wäre mir, wenn ich nicht selbst später züchten will, wichtiger als eine Ahnentafel. Bei Rassehunden "ohne Papiere" ist jedoch wahrscheinlich, dass keine Untersuchung an den Elterntieren vorgenommen wurde. Wenn Sie Pech haben, vererben z. B. beide HD. Vielleicht sind aber die Elterntiere aus unterschiedlichen Zuchten oder sogar Vereinen und die Welpen wie viele Mischlinge durch weniger Inzucht gesünder als anerkannte Rassevertreter. Fragen Sie, was die Elterntiere können und gelernt haben, wie mit ihnen gespielt oder gearbeitet wird. Haben die Tiere eine Ausbildung, ist das für ihr Wesen und ihre Gesundheit ein gutes Zeichen. Elterntiere, die die Türen selbst öffnen gelernt haben, haben wahrscheinlich auch intelligenten, temperamentvollen Nachwuchs. Wägen Sie selbst ab.

Der Welpe muss einen gesunden Eindruck machen. Dazu gehört nicht nur, dass sein Fell weich und sauber und frei von Ungeziefer ist, sondern auch, dass die Zahnstellung stimmt und dass kleine Rüden zwei Hoden ertasten lassen. Sonst können Probleme und beachtliche Tierarzt-Rechnungen auf Sie zukommen. Wird Ihnen ein Einhoder angeboten, halten Sie vertraglich fest, dass der Züchter ggf. daraus folgende Tierarztkosten übernimmt.

Nehmen Sie sich auf jeden Fall genug Zeit, bevor Sie sich für den Kauf eines Hundes entscheiden. Sie verbringen möglicherweise die nächsten 18 Jahre mit ihm. Dass ein Welpe "süß" ist, reicht nicht für eine Kaufentscheidung. Bleiben Sie sachlich! Üben Sie also schon jetzt etwas, was Sie ohnehin noch brauchen werden, wenn Sie Ihren neuen Liebling erst zu Hause haben: Geduld.