Kranke Welpen – mögliche Probleme

Gesunde Welpen wachsen schnell. Ab dem zweiten Lebenstag spätestens nehmen sie täglich messbar an Gewicht zu. Bemerkt man beim Wiegen, dass dies aufhört, stimmt etwas nicht! Der Tierarzt sollte eingeschaltet werden.

Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, würde ich versuchen, auf alle möglichen Risiken und Gefahren einzugehen, die einem Wurf junger Hunde drohen. Die folgenden Beispiele mögen verdeutlichen, wie wichtig es ist, als Züchter rund um die Uhr wachsam zu bleiben und den Wurf und die Mutterhündin kritisch zu beobachten, um ggf. rechtzeitig – also sofort! - tiermedizinische Unterstützung anzufordern.

Infektionen

Nicht selten infizieren sich Welpen bereits in der Gebärmutter mit Viren oder Bakterien und werden krank oder tot geboren. Man kann neugeborenen Welpen bereits Antibiotika spritzen, wenn sie untergewichtig und krank erscheinen. Sind Totgeburten im Wurf gewesen, ist dies ein Alarmsignal.

Sollte die Mutterhündin es während der ersten zwei Wochen trotz intensiver Pflege nicht schaffen, das Lager einigermaßen sauber zu halten, wird krankhafter Durchfall daran schuld sein. Ein solcher Wurf sollte unbedingt sofort tiermedizinisch versorgt werden, da infektiöses Welpensterben droht. Gesunde Welpen haben vom ersten Tag an keinen Durchfall.

Das "Schwimmer-Syndrom"

Bei den schnell wachsenden Welpen sind die Knochen noch sehr weich. Es kann bei zu ebenem Lager und zu häufiger Bauchlage der Welpen zu einer Abplattung der Brustkörbe kommen. Damit die Welpen jedoch später laufen lernen können, muss ihr Brustkorb einigermaßen rund sein. Sonst wachsen die Schultergelenke deformiert weiter und die Vorderläufe werden vom Körper abgespreizt gehalten - der Welpe "schwimmt". Früher hat man einen solchen Welpen gleich getötet. Heute kennt man physiotherapeutische Möglichkeiten, u. a. aufwändige Bandagierungen, um ihm zu helfen, diese Entwicklungsstörung zu überwinden. Je früher man gegensteuert, desto schneller  normalisiert sich der Welpe.

Bei der etwa zwei Wochen alten Anjin, die besonders schnell wuchs, fiel mir der flache, breite Brustkorb auf. Um das "Schwimmer-Syndrom" gar nicht erst entstehen zu lassen, machte ich das Lager unebener, indem ich jede Menge alter Socken möglichst knubbelig darunter verteilte. Außerdem legte ich sie mehrmals am Tag auf die Seite. So schlief sie nicht immer in genau der gleichen Stellung in Bauchlage. Die gewünschte Rundung des Brustkorbs stellte sich in wenigen Tagen ein.

Dieses Problem wird jedoch zumeist im Zusammenhang mit großwüchsigen, schweren Rassen beschrieben. Vielleicht war mein Eingreifen in Anjins Fall übertrieben, aber sicher ist sicher.

Nabelbruch-Behandlung

Nabelbrüche kommen bei kleinen Welpen recht häufig vor, wenn die Mutterhündin beim Abnabeln zu grob war oder der Züchter ungeschickt beim Abnabeln geholfen hat (häufiger Anfängerfehler!). Wenn die Mutter-Hündin sehr früh die Welpen im Sitzen oder Stehen säugt, kann das Problem auch später noch auftreten. Die kleinen Bäuchlein überspannen sich beim Festhalten am hoch hängenden Gesäuge und der Nabel tritt plötzlich hervor. Ein aufmerksamer Züchter bekommt es mit, wenn bei einem Welpen der Nabel vorsteht. Er kann durch häufiges Massieren des Bäuchleins bewirken, dass dieser Knubbel wieder verschwindet und der Welpe später trotzdem ein festes, glattes Bäuchlein ohne vorstehenden Nabel hat. In extremen Fällen muss der Tierarzt mit einer Operation helfen.
Bei Aron haben die ersten Besitzer darüber Bescheid gewusst und ich setzte die Massagen bis in die neunte Woche fort. Dann blieb der Nabel, wo er hingehörte.

Bei Belana hat die Züchterin nicht damit angefangen. Mir gelang es nicht, den Nabel "wegzumassieren", obwohl ich Belana bereits mit sechs Wochen übernahm. Sie hatte durch den etwa 1 cm vorstehenden Nabel allerdings auch zeitlebens kein Problem. Nachdem sie für eine Ultraschalluntersuchung den Bauch kahl geschoren bekam, war der Nabel gut zu sehen.

Bei ihrer Tochter Anjin musste ich das Bäuchlein in der dritten Woche massieren. Mit vier Wochen blieb der Nabel bereits wieder weg. Anjins Nabelbruch war kein Thema mehr. Weitere Fälle gab es bei uns nicht. Anjin war damit die einzige unter immerhin 97 Collies, die bei uns bis Ende 2012 aufwuchsen, darunter 15 Kinder von Anjin.

Eine Tierärztin sagte mir mal, es gäbe dafür eine erbliche Komponente. Bei unseren Hunden gibt es die wohl eher nicht, sonst hätten wir weitere Fälle erlebt.