Doch auch züchterisch erwirkte Änderungen in der äußeren Erscheinung tragen zu Missverständnissen bei. Früher ging vom Kupieren so manches zwischenhundliche Problem aus. Das sollte dank der geltenden Kupierverbote kaum noch Thema sein.
Mit Hunden, die keine Rute haben oder ihre Rute über den Rücken ringeln, hatte Aron gelegentlich Verständigungsprobleme. So meinte er bei einem Spitzrüden viel eher, er sei frech und müsse untergeordnet werden, als bei einem Rüden mit respektvoll tief hängender Rute.
Meine Collies haben - wie viele Hunde mit kurzhaarigen Gesichtern - ein gewisses Kommunikations-Problem mit Hunden, deren Gesicht sich hinter viel Langhaar verbirgt, wie es bei Bobtail, Bearded Collie und Briard der Fall ist. Sie sind sehr darauf geprägt, Gesichtszüge und Lefzenbewegungen zu verfolgen. Damit dies besonders gut möglich ist, gab die Natur den meisten Wölfen und Hundeartigen schwarze Lefzen zwischen hellerem, kurzem Fell mit. Auch Collies haben dieses Merkmal noch.
Spontan unfreundlich verhalten sie sich besonders Shar-Peis gegenüber, deren faltige Gesichter sie offenbar grundsätzlich falsch verstehen, egal wie brav und ruhig diese Hunde sind. Bei Collies kommen Runzeln und Falten im Gesicht nur vor, wenn sie gerade ganz böse sind, meist begleitet von Knurren und Zähnefletschen. Insofern laufen auch Rhodesian Ridgebacks und verschiedene Molosser Gefahr, falsch verstanden zu werden.
Ein Beispiel von einem besonders armen, oft missverstandenen Shar-Pei (Tagebuch-Eintrag vom 1.5.2000):
"... Meine drei hatten sich gerade erst beruhigt, als wir einen sehr braven, fast apathisch wirkenden Shar-Pei trafen. Sein Gesicht war so zu mit Falten, dass er kaum aus seinen Augen schauen konnte. Nachdem meine Hunde erst neugierig auf ihn zugelaufen waren ('was ist denn das?'), musste ich Aron zurückziehen, weil er angegriffen hätte. Der Besitzer sagte mir, das passiere ihm laufend, obwohl er doch so lieb sei. In der letzten Woche sei er von drei verschiedenen Hunden gebissen worden. Der arme Kerl ist gerade sieben Monate alt und musste schon des Öfteren Bisswunden genäht bekommen. Dass er dabei noch nicht selbst aggressiv geworden ist, spricht sehr für das Wesen dieses Hundes. Aber was hat man ihm mit diesen dicken Falten angetan? Zusätzlich zu den oft beschriebenen Risiken, in den Falten Ekzeme zu bekommen und möglicherweise früh zu erblinden, sehe ich das Kommunikationsproblem mit anderen Hunden. Wenn ein Collie sein Gesicht in Falten zieht, ist das ein Moment, in dem er SEHR böse ist. Genau so scheint Aron sein Gesicht zu interpretieren - und nicht nur er, wie der Besitzer erzählte..."