Friedfertigkeit - hohe Reizschwelle

Friedfertigkeit bedeutet im Zusammenhang mit Hunden eine "hohe Reizschwelle". Die Reizschwelle ist die Toleranzgrenze, bis zu der ein Hund friedlich bleibt und ab der er auf einen ihm unangenehmen Reiz aggressiv reagiert. Sie ist zum Teil angeboren und z. T. anerzogen. So sollte man seinem Hund durchaus alles wegnehmen können, was er im Moment gerade hat. Sei es Futter, Spielzeug, der Platz auf dem Sofa oder was auch immer. Menschen gehören auch in solchen Situationen nicht attackiert. Dies ist eine Frage der Übung unter kontrollierten bzw. kontrollierbaren Bedingungen.

Meinen Hunden habe ich von Anfang an jede Aggression verboten. Trotzdem gab es ausnahmsweise Kämpfe mit fremden Hunden sowie interne Rangordnungs-Streitereien, die ich allerdings auch immer gleich unterbunden habe. Die Streitlust der Heranwachsenden verfliegt im Alter von ca. drei Jahren, wenn sie im Kopf erwachsen werden.

Das Spielen mit anderen Hunden ist besonders für Welpen und Junghunde wichtig. Sie lernen im Spiel mit anderen Hunden hundetypische Verhaltensweisen kennen und toben sich artgerecht aus. Durch das Verhalten des Spielpartners ergibt sich die Beißhemmung. Zieht sich der Partner zurück oder beißt wütend zurück, hat der Welpe sich zu grob verhalten. Da er lieber weiter spielen möchte, wird er das nächste Mal vorsichtiger im Umgang mit dem Spielgefährten sein. Auch im Umgang mit älteren Hunden bleibt es nicht unbedingt immer beim freundlichen Spiel. Manchmal wird ein übermütiger Hund, der sich falsch verhält, auch mal von einem Stärkeren böse niedergedrückt oder auf den Rücken geworfen und untergeordnet. Dies geschieht,  indem der Überlegene den Aufmüpfigen am Hals greift oder umrempelt, also hinlegt und mit der Kehle am Boden hält, bis der Widerstand aufgegeben wird (Alphawurf). Obwohl es gefährlich aussieht, passiert dabei meistens nicht viel. Die Hunde werden leider oft in solchen Situationen durch hysterisch kreischende Menschen zusätzlich in Rage gebracht. Wer nicht genau weiß, wie er in einen Hundekampf einzugreifen denkt, sollte sich in einer sich anbahnenden gefährlichen Situation lieber ostentativ den Hund rufend entfernen, als hin zu eilen und dem Hund damit Verstärkung zu signalisieren.

Viele Hunde fallen im Straßenbild durch das Anpöbeln fremder Hunde oder Menschen unangenehm auf. Dieses Ankläffen beruht oft auf Angst gegenüber dem Fremden und ist schwer zu korrigieren, solange diese Angst nicht abgebaut wird. Hunde, die in ihrer Jugend viele fremde Hunde als Spielkameraden kennen gelernt haben und die gut auf verschiedene Menschen geprägt sind, zeigen viel seltener solches Verhalten.

Andererseits kann das Pöbeln eine zu schwache Führung und Dominanz auf der Seite des Hundes verraten. Dann ist es vielleicht mehr Übermut, Kampflust und Angeberei als die Erwartung, sich und den Hundeführer verteidigen zu müssen. In solchen Fällen muss der Hundeführer energischer und mutiger werden. Konsequentes einfordern von "Hinter mir!" ist oft eine Hilfe. Der Besuch einer guten Hundeschule ist auf jeden Fall zu empfehlen.

Spielphasen mit anderen Hunden dürfen unsere Spiele mit ihnen nicht ersetzen. Schließlich möchten wir unsere Hunde auf uns konzentrieren. Sie ergänzen sie aber sinnvoll. Bei ihren Jagdspielen könnten wir ohnehin nicht mithalten.