Die Krallen eines Hundes dürfen nicht zu lang werden. Sonst ist der Hund unfähig, seine Pfoten beim Stehen und Laufen vernünftig zu halten. Weitere Probleme stellen sich ein, wenn die lebendige Füllung der Kralle mit ihren Blutgefäßen zu weit nach vorne wächst. Dann besteht die Gefahr, dass sie verletzt wird und sich entzündet. Man ist dann auch kaum noch in der Lage, mit einer Krallenschere die Kralle sinnvoll zu kürzen, ohne den Hund zu verletzen. Man sollte dann in kurzen Abständen sehr behutsam nur ganz wenig kürzen. Bei meinen Hunden habe ich lange keine Krallenschere eingesetzt, da meine Tiere genug über Asphalt und Beton bewegt wurden. Erst hier im Harz, kurz nach dem Umzug, kam es mal vor. Ausgerechnet dem etwas empfindlichen Anders verletzte ich dabei eine Kralle (Tagebuch-Eintrag vom 24.1.2001):
"Aufgrund der geringen Abnutzung bei der wenigen Bewegung auf den zudem weichen Wegen, die wir zur Zeit gehen, sind die Krallen der Hunde länger geworden, als ich sie gerne hätte. Also musste ich sie mit der Krallenschere kürzen. Das Problem ist, dass das Innenleben der Krallen mit den Krallen nach vorne wächst. Es ist sehr gut durchblutet und schmerzempfindlich und sollte daher auf keinen Fall verletzt werden. Die Krallen meiner Hunde sind zum Teil hell und damit durchscheinend, so dass man das Innenleben sehen und gut berücksichtigen kann. Zum Teil sind sie aber auch schwarz und lassen nur Spekulationen zu. Ich nahm mir vor, die Krallen nur geringfügig zu kürzen, um bestimmt keinen Hund zu verletzen. Bei den schwarzen Krallen ging ich davon aus, dass das Leben sich dort befand, wo ich es bei vergleichbaren hellen Krallen gesehen hatte. Meine Krallenschneid-Aktion ging in 89 Fällen gut und einmal schief. Eine schwarze Kralle an einer Hinterpfote von Anders hatte das Leben doch weiter vorne, als vermutet. Entsetzt befreite sich der arme Hund aus der Rückenlage und rannte aufgeregt kreuz und quer durchs Wohnzimmer. Die Blutströpfchen, die er verlor, konnte ich später auf dem gesamten Teppich suchen und wegputzen. Mir war jetzt erst einmal wichtig, ihn wieder in die Rückenlage zu bekommen und etwas Angenehmes erfahren zu lassen. Mit dieser negativen Erfahrung alleine gelassen würde er sich wahrscheinlich nie wieder entspannt auf den Rücken legen lassen, egal, ob es um Krallenschneiden, Kämmen oder Zeckensuchen ginge. Natürlich sträubte er sich. Als er schließlich völlig verspannt vor mir auf dem Rücken lag, streichelte ich ihn und redete ruhig auf ihn ein. Als er sich endlich ein wenig entspannte, ließ ich ihn mit 'Auf, auf!' laufen und holte mein Putzzeug."
Tags drauf wurde das Kommando "Auf den Rücken!" geübt (Tagebuch-Eintrag vom 25.1.2001):
"Außer Belana befolgt keiner meiner Hunde das Kommando 'Auf den Rücken!' ganz ohne Hilfestellung. Ich übte es heute mit allen fünf Hunden, wobei Belana natürlich als erste dran kam, um ein gutes Vorbild abzugeben. Alle machten brav mit, bis auf Anders, womit ich nach seiner Erfahrung von gestern gerechnet hatte. Er versuchte zunächst, sich zu drücken und sträubte sich dann so gut er konnte. Da er dann aber nur gestreichelt wurde, nahm sein Widerstand von Mal zu Mal ab."
Eine Sonderstellung unter den Krallen nimmt die fünfte, die "Wolfskralle" ("Daumen"-Kralle) ein, weil sie bei der normalen Bewegung nicht abgenutzt wird. Sofern sich der Hund diese Krallen nicht beim Putzen der Pfoten kurz beißt, muss man hier auf jeden Fall gelegentlich nachhelfen. Dasselbe gilt für die bei manchen, meist französischen, Hunderassen zum Rassestandard gehörende fünfte (oder gar fünfte und sechste) Kralle der Hinterpfoten, die (doppelten) "Afterkrallen". Briard und Beauçeron sind Beispiele. Treten solche Afterkrallen bei anderen Rassen oder Mischlingen auf, entfernt der Tierarzt sie häufig unter Narkose, wenn mit ihnen Verletzungsgefahr verbunden ist. Diese Verletzungsgefahr besteht vor allem dann, wenn eine knöcherne Verbindung zum Skelett fehlt. Wie beim Menschen die Sechsfingerigkeit, lässt auch die Anlage der Afterkrallen auf Inzucht schließen. Viele inzuchtbedingte Merkmale sind in der Hundezucht zu Rassemerkmalen avanciert.