Ohne Dressur erlernte Begriffe

Hunde sind sehr sensibel und lernen weit mehr Elemente aus unserer Sprache verstehen, als wir ihnen bewusst andressieren. Trotzdem ist es natürlich übertrieben, wenn jemand behauptet: "Mein Hund versteht jedes Wort."

Meine Hunde springen grundsätzlich freudig auf, wenn ein Wort wie "Rausgehen" oder auch nur "raus" in einem Satz vorkommt. Ein ähnlich wirkender Schlüsselreiz ist das Hervorholen der Schuhe, mit denen ich Hunde ausführe. Auch diesen Zusammenhang haben sie sehr richtig verstanden.

Mitunter ist es wichtig, solche Schlüsselreize ausfindig zu machen und zu umgehen, wenn man an einer Verhaltenskorrektur arbeitet.

Ein Wort, das meine Hunde richtig interpretieren gelernt haben, ist das Wort "Besuch", das die Hunde aufgeregt zur Tür laufen lässt (Tagebuch-Eintrag vom 25.10.2001):

"Heute Nachmittag hatte sich Besuch angekündigt. Als wir aus dem Tal einen Anruf bekamen, der Besuch sei eingetroffen, war uns klar, er müsse in etwa zehn Minuten bei uns oben sein. Unser Besuch gehört zur Familie und ist den Hunden von klein auf bekannt. Trotzdem überlegten wir, ob es nicht angemessen sei, die Hunde abzulegen, während der Besuch hereingeholt werden würde, um ein spontanes Anspringen von mehreren Hunden gleichzeitig zu vermeiden. Um den Hunden gegenüber zu begründen, warum sie sich alle nebeneinander im Wohnzimmer still hinlegen sollten, sagte ich nach dem zunächst einfach durchzusetzenden 'Platz!' kurz: 'Wir bekommen gleich Besuch.' Das war der Moment, in dem sie alle kläffend aufsprangen und völlig außer Rand und Band zur Tür sausten. 'Gut, dass jetzt noch kein Besuch eingetroffen ist', dachte ich und orderte die Hunde streng zurück auf ihre Plätze. Die 'Platz'-Ordnung wieder herzustellen war schon nicht ganz einfach, das 'Ruh!' dazu durchzusetzen noch weniger. Schließlich lagen alle mit gespitzten Öhrchen die Tür beobachtend angespannt nebeneinander. So warteten wir. Wir warteten länger, als geplant. Unser Besuch war im Tal noch beim Bäcker gewesen und hatte uns Kuchen geholt. Als er endlich ankam, half mein Sohn mir, Anjin und Arabelle auf ihren Plätzen möglichst ruhig zu halten, während ich abwechselnd Aron, Belana und Anders die Schnauzen zuhalten konnte. Als der Besuch erkannt war und sich gesetzt hatte, durften die Hunde aufstehen und den Besuch begrüßen, was sie auch stürmisch taten..."