"Kehrt!" - das sofortige Umkehren

"Kehrt!" ist ein Befehl, der eine 180°-Wendung bedeutet. "Kehrt!" übe ich am Umkehrpunkt, wenn ich mit den Hunden bewusst einen Weg gewählt habe, den ich genauso wieder zurückgehen will, wie ich gekommen bin. Die Hunde sind in dem Moment vor mir, hören mein "Kehrt!" und sehen mich auf dem Absatz kehrt machen und in Gegenrichtung loslaufen. "Kehrt!" übe ich, wenn ich den Hunden Stöckchen oder Bällchen werfe in einem Moment, in dem ich nur so getan habe, als hätte ich geworfen. Die gestarteten Hunde machen kehrt und sehen mich in die andere Richtung werfen. "Kehrt!" ist das Kommando, das meine Hunde nachgerufen bekommen, wenn sie an einem heißen Sommertag zu weit auf den See hinaus oder an ihrem Stöckchen vorbei schwimmen. "Kehrt!" habe ich nur anfangs mit Leine geübt. Bei meinen ersten drei Hunden funktionierte "Kehrt!" sogar während der Kaninchenjagd, die dadurch abgebrochen wurde. "Platz!" ist im Ernstfall jedoch sicherer. Mit "Kehrt, auf dem Wege voran!" konnte ich mir von meinen ausgewachsenen, zuverlässigen Hunden später so manch einen Rückweg in fremdem Gebiet zeigen lassen, in dem ich mich ohne sie möglicherweise verlaufen hätte.

"Kehrt!" hat mir meine durchgegangenen Rudelmitglieder zurück gebracht:

"... Auf einem übersichtlichen Fußgängerzonenabschnitt auf dem Weg zum Park ließ ich mir von meinen Zugtieren kurz das Leinenbündel aus der Hand nehmen. Ich hoffte, sie würden ohne mich gar nicht weit vorpreschen wollen und dabei endlich die Klappe halten, wurde aber schnell vom Gegenteil überzeugt. Obwohl alle Hunde aneinander gebunden waren, hatten sie bereits auf den ersten 20 m einen Galopp drauf, der mir klar machte, dass sie so wohl auch weiter die Parkwege entlang preschen würden - jedenfalls weiter, als von der Nachbarschaft akzeptiert würde. Da war die plötzlich herrschende Ruhe kein guter Trost! Also beeilte ich mich, ihnen ein 'Kehrt!' hinterher zu rufen. Es traf sie auch noch auf den ersten 30 m. Aron versuchte sofort, es umzusetzen, wurde jedoch von den anderen rückwärts mitgerissen. Der erhöhte Widerstand erinnerte nun offenbar Belana daran, dass ich etwas gesagt hatte und zu zweit schafften sie es, ihre drei Kinder herumzureißen. Ich habe das große Glück, das in meinem Rudel der Vernünftigste der Chef ist! So hatte ich die Leinen schnell wieder in der Hand, wenn auch das Rawau wieder einsetzte. Nach insgesamt etwa 50 m war die Bande von selber still. Ich hatte jedoch das Problem mit der Leinenzieherei wieder. Anjin hatte nicht einmal das Halti an und so hatte ich gerade mit ihr zu kämpfen..." (Tagebuch-Eintrag vom 6.9.2000, dem zweiten Tag, nachdem wir den damals neun Monate alten Anders zurück bekommen hatten)

"... Wenn die Tür zum Freigehege offen steht, fällt auf, dass Arabelle oft als einzige schon wieder (oder noch) draußen ist und ganz alleine im Freigehege herumwandert oder auf dem Lieblingsausguck am Zaun Wache hält. Wenn sie dann ein größeres Tier oder einen Passanten erblickt, schlägt sie an. In diesem Moment springen die übrigen vier Hunde auf, egal, von wo sie Arabelle gehört haben, und eilen ihr kläffend zu Hilfe. Heute habe ich in einem solchen Moment des Aufbruchs ruhig, aber gut hörbar 'Nein, kehrt!' gefordert. Und siehe da, alle vier blieben in der Wohnung. Zur Sicherheit, dass dies auch so bleibt, schloss ich die Tür hinter mir, als ich in den Flur ging und Arabelle hereinrief. Sie kam sofort. Ich schloss die Tür zum Freigehege hinter ihr, so dass ich mein Rudel wieder komplett in der Wohnung hatte." (Tagebuch-Eintrag vom 7.6.2001)

Dem "Kehrt!" kommt bei uns eine Besondere Bedeutung zu, wenn es darum geht, die Nachtruhe trotz frischer Fährte zu wahren:

"Es ist für mich immer noch spannend, wenn meine Hunde bei unserem letzten Gassigehen, was nach 0:00 Uhr stattfindet, also absolut leise zu verlaufen hat, eine frische Fährte finden. Dann muss ich sofort die Leinen anziehen und mit leisem 'Ruh!' klarstellen, dass es nicht erlaubt ist, nun mit Rawau loszustürmen. Bleiben alle absolut leise, dürfen sie auf dem Weg in Joggingtempo fallen, was für mich den Vorteil hat, dass sie sich dabei abreagieren und zudem von der Spur entfernen, die sie gerade so erregt. Für mich bleibt nur die Schwierigkeit, im Dunkeln auf jetzt oft matschigem Boden nicht auszurutschen. Sollte dem Rudel allerdings auch nur ein 'Wuff!' entgleiten, mache ich auf der Stelle unsanft 'Kehrt!'. Waren die Hunde bis dahin noch nicht Gassi, muss der Spaziergang natürlich wenig später noch einmal versucht werden. Diese Nacht hatte ich Glück. Trotz Fährte blieben alle still und ich brauchte keinen zweiten Nacht-Spaziergang." (Tagebuch-Eintrag vom 26.9.2001)

Mit "Kehrt!" ließ ich auf Fahrtouren das Sacco Dog Cart wenden und konnte sogar mein Collie-Gespann samt Schlitten sofort wieder bekommen, wenn ich heruntergefallen war. Das gelingt nicht jedem Musher! Wer mit Nordischen fährt, hat es aber auch mit ganz anderen Sturköpfen zu tun.