Mit "Platz!" das Hetzen unterbinden

Was für das Stoppen des Hundes gilt, der Katzen jagen will, gilt beim Verfolgenwollen von Wild, Reitern, Vieh, Autos oder Menschen genauso. "Platz!" muss unbedingt funktionieren, damit Sie Herr der Lage bleiben und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Besondere Vorsicht ist bei Radfahrern und Joggern, aber auch in der Nähe rennender Kinder geboten, da sich solche Menschen ja bereits wie flüchtendes Wild verhalten und so automatisch die Jagdinstinkte des Hundes wecken.

Reduzieren Sie das Lob beim Abholen des Hundes aus der Platz-Haltung nach dem Start zu einer unerwünschten Jagd auf ein Minimum. Er hat immerhin gehört. Hat er nicht gleich gehört, wird er mit Wiederholen von "Platz!" auf die Stelle, an der "Platz!" eigentlich hätte gelten sollen, zurück geholt. Die Korrektur-Einwirkung, die bei Nichteinhalten von "Platz!" folgt, sollte mindestens die sein, die er von seinen "Platz!"-Übungen her kennt. Er darf nicht auf die Idee kommen, dass Sie gerade im Ernstfall weniger streng mit ihm sind. Haben Sie in solchen Situationen einige Male konsequent "Platz!" verlangt, wird der Hund an seinen Jagdversuchen keinen Spaß mehr haben und sie fortan von selbst lassen. Hat er Ihr "Platz!" komplett ignoriert, sind Sie selber Schuld. Entweder haben Sie es zu spät gerufen und der Hund hat es tatsächlich nicht gehört, oder aber Sie haben es nicht genügend trainiert. Bleiben Sie stehen, rufen Sie ihn und warten Sie. Kommt er endlich, leinen Sie ihn mit einem kleinen Lob an. Auch wenn Sie jetzt sehr wütend sind. Sie haben gerufen - er ist gekommen. Verunsichern Sie ihn nicht mit einer Strafe, die Ihnen womöglich das Heranrufen verdirbt! Beginnen Sie aber am besten gleich im nächsten Moment mit energischen "Platz!"-Übungen! Werden Sie hierbei deutlich strenger als bisher.
Manchmal ist es jedoch das Einfachste, man behält die Hunde angeleint, wo es Wild gibt. Führt man mehrere Hunde, besteht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig zum Durchgehen motivieren und zu mehreren verschwinden. Dann wird es auch für das Wild besonders gefährlich!

Mit Leine lässt sich das "Platz!" dagegen umso besser üben, wie hier mit Aron, Belana und den sechs Monate alten Töchtern:

"... Auf dem Rückweg war es schon dämmerig und überall hüpften Kaninchen herum. Aus reiner Faulheit nahm ich mein bis dahin einigermaßen abreagiertes Rudel an die Leine. Ich hatte keine Lust, ständig vier Hunde genau zu beobachten, um ggf. im (vor-)letzten Moment 'Platz!' zu rufen. An einer Stelle trafen wir einen Fuchs, den meine Hunde auf jeden Fall gerne gejagt hätten. Um nicht weggerissen zu werden, forderte ich spontan 'Platz!', was genauso spontan befolgt wurde. Auch wenn Kaninchen sehr dicht vor uns her hoppelten, legte ich meine Bande damit kurz still, bis kein Kaninchen mehr in Sicht war. Die Verknüpfung 'Da ist Wild - jetzt müssen wir uns hinlegen!' darf sich ruhig einprägen." (Tagebuch-Eintrag vom 7.6.2000)

In einer anderen Situation hatte es mir zunächst regelrecht die Sprache verschlagen:

"Heute Abend beim Joggen mit allen fünf Hunden begegneten wir Wild. Ich konnte nicht genau sehen, was es überhaupt war, hatte aber im nächsten Moment genug damit zu tun, mein völlig ausgeflipptes Rudel wieder runterzubremsen. Der Boden war glatt und ich wurde zunächst immer schneller, der Zug immer stärker. Mein 'Laaangsaaam!' rief ich völlig umsonst. Die Hunde wollten nur noch eins: Immer schneller werden. Zu meinem großen Glück blieben sie dafür auf dem Weg und verzichteten darauf, mich auf der Wildfährte bergab ins Dickicht zu ziehen. Obwohl - wer weiß, wahrscheinlich wäre ich sehr schnell an einem Baum anders abgebogen und hätte das Rudel damit festgehängt. Jedenfalls wurde ich auf dem Weg immer schneller. Mit Jogging hatte das hier nichts mehr zu tun. Mehr mit einem hoffentlich kurzen Sprint. Lange würde ich nicht mehr durchhalten. Es ging im Colliegalopp auf eine Bergabstrecke zu. Meine Füße berührten kaum noch den Boden. Der Weg selbst bot jede Menge Stolperfallen wie Wurzeln, Steine und tiefe Reifenrinnen. Mir war klar, dass ich jetzt unbedingt bremsen musste, um nicht doch noch zu stürzen. Sobald ich Halt mit den Füßen fand, orderte ich 'Stopp! Kehrt!', stemmte mich gegen die Leine mit dem Hintern rückwärts in den Hüftgurt, ja, setzte mich geradezu hinein, klatschte mir selbst lautstark die Reitgerte auf den linken Ärmel und - na also! - das Rudel stoppte und drehte sich nach mir um. Die nächsten 500 m verbrachten die Hunde mit meinem 'Laaangsaaam, hinter mir!' neben und hinter mir. Es war seit langem einer der spannendsten Momente, an die ich mich erinnern kann. Ich hätte bei der Wildbegegnung sofort 'Platz!' ordern können - keine Ahnung, warum ich meine Notbremse diesmal nicht benutzt hatte." (Tagebuch-Eintrag vom 22.1.2001)