"Platz!" einüben

Beim kleinen Welpen bzw. noch ungeübten Hund genügt zunächst das Benennen, Loben und Belohnen des sich Legens mit "Platz! Ja, fein!" sowie Leckerli oder Spielchen. Sie fangen also damit an, dass Sie "Platz!" zunächst nur dann sagen, wenn er sich ohnehin gerade legt. Ich habe meinen Hunden so von der ersten Stunde an jede Aktion erklärt, die ich beobachtet habe und zu der es später ein gleich lautendes Kommando gab.

Ab der siebenten Woche kann man Welpen bereits zum sich Legen überlisten. Am besten hält man zu diesen ersten "Platz!"-Kommandos ein Leckerli flach am Boden und zwar so, dass die Handfläche es verdeckt. Der neugierige Welpe wird sich legen, um zu schnuppern und unter die Hand zu schauen. Genau in dem Moment, wo er liegt, überlassen Sie ihm mit "Ja, fein! Platz!" das Leckerli. Bereits in der zweiten Woche des Trainings lernten meine kleinen Welpen dann mit gelegent­licher geringfügiger, sanfter Nachhilfe durch meine Hände, dass es sich lohnt, sich auf mein "Platz!" hin zu legen.

Hat sich der Welpe eingelebt, sagen Sie ihm am besten mehrmals täglich "Platz!", verwenden diesen eben gezeigten Trick oder drücken ihn bei Bedarf, wenn es so nicht funktionieren sollte, vorsichtig zu Boden und ziehen die Vorderpfoten nach vorne, so dass er die korrekte Haltung einnimmt. So loben und beloh­nen Sie ihn, während Sie ihn sanft unten halten. Sagen Sie dann "Auf, auf!". Entlassen Sie ihn damit zu einer Spielrunde. Schnell lernt er, dass diese Aktion mit Lob, Spiel und Futter verbunden ist. Üben Sie mit dem hungrigen Welpen. Er wird sich mit Begeisterung hinlegen und wirkt richtig stolz auf seinen Erfolg.

Mit den gerade neun Wochen alten Welpen unseres Wurfes übte ich "Sitz!" und "Platz!" wie folgt:

"Abends übte ich nach kurzem Gassigehen im Garten, 'Sitz!' und 'Platz!' in der Küche mit den langsam wieder munter werdenden Welpen. 'Sitz!' heißt, das Leckerli wird über dem Kopf gereicht, 'Platz!' heißt, das Leckerli wird zwischen den Vorderläufen unter meiner Hand weggenommen. Das geht aber erst, wenn die Vorderläufe schön plan am Boden anliegen. Ich übte mit allen Welpen auf einmal. Ich werde schon deshalb nicht Anjin bevorzugen, weil ich mir ungerecht vorkäme. Außerdem will ich den Kleinen auch für ihr neues zu Hause möglichst viel Sinnvolles mitgeben. Und nicht zuletzt weiß ich ja auch gar nicht, ob ich sie überhaupt verkauft bekomme. Jedenfalls kennen sie jetzt schon 'Hier!', 'Bring!', 'Sitz!' und 'Platz!'. Das muss natürlich alles noch oft und später auch streng geübt werden, aber 'im Guten', so als Spiel, kennen sie die Vokabeln schon mal." (Tagebuch-Eintrag vom 7.2.2000)

Mit drei Monaten waren die Welpen schon sehr viel weiter. Ich verband "Platz!" mit meinem Weggehen:

"Heute stand mal wieder das äußerst wichtige 'Platz!'-Kommando im Vordergrund meiner Erziehungsbemühungen. Diesmal übte ich in der Wohnung, von den Platz haltenden Welpen soweit weg zu gehen, dass ich einen Moment lang außer Sicht kam. Dann beeilte ich mich, zurück zu kommen und meine noch Platz haltenden Welpen schnell kräftig zu loben und zu belohnen. Dann ließ ich sie mit 'Auf, auf!' aufstehen und lockte sie mit 'Hier, hier!' und Vorlaufen an eine andere Stelle in der Wohnung, wo ich ihnen eine kleine Belohnung zu 'Platz!' gab und sie erneut verließ. Es wurde ein tolles Spiel!" (Tagebuch-Eintrag vom 9.3.2000)

Einige Tage später klappte das auch in der Fußgängerzone schon recht gut:

"...Ich ärgerte mein Rudel zwischendurch damit, dass ich mit einer Hundebesitzerin aus der Nachbarschaft längere Zeit schwätzte, während alle liegen bleiben mussten. Ich konnte sogar mit ihrer Boxerhündin schmusen, ohne dass Belana ausgerastet wäre. Immer wieder entfernte ich mich einige 10 m von meinen Platzhaltern, versteckte mich auch mal kurz hinter einem dicken Baum, kam zurück und belohnte sie alle. Versuchte doch einmal ein Welpe, aufzustehen oder sogar abzuhauen, griff ich ihn sofort am Fell und legte ihn mit einem strengen und tiefen 'Platz!' zurück. Normalerweise reichte es jedoch, dem Aufmüpfigen aus der Entfernung einen fixierenden Blick zuzuwerfen, seinen Namen zu nennen und ein erneutes 'Platz!' zu geben. Es gab wenig Versuche. 14 Wochen alte Colliewelpen sind doch schon recht vernünftige Hunde. Kaum zu fassen, wie schnell sie sich von einem embryonal anmutenden mausartigen, blinden und tauben Milchsauger in RICHTIGE Hunde verwandelt haben! Die meisten Passanten beobachteten mich und meine Bande wohlwollend, etwas amüsiert oder auch leicht skeptisch..." (Tagebuch-Eintrag vom 13.3.2000)

Später besteht man auf immer schnellerem Hinlegen und längeren Liegezeiten. Ignorierten meine heranwachsenden Hunde das Kommando, mussten sie so manchen Erinnerungs-Klaps mit der flachen Hand, Schubs, Umgeworfenwerden oder Würgegriff in die Halsmähne hinnehmen. Wichtig für die Korrektur ist der richtige Moment. Der Moment für den Schreck durch eine negative Einwirkung ist dann (und nur dann!) richtig, wenn sich der Hund auf das Kommando nicht sofort legt oder wenn er gerade unerlaubt aufsteht.

Üben Sie nach und nach strenger. Der Hund kennt das Kommando ja bereits, weiß also was Sie wollen. Junghunde testen, ob sie wirklich tun müssen, was wir sagen. Der Respekt Ihnen gegenüber steht auf dem Spiel! Üben Sie, wenn der Hund in Ihrer Nähe ist und sich nicht drücken kann. Üben Sie z. B. in der Küche und mit dem angeleinten Junghund auf Spaziergängen. Legt er sich nicht unverzüglich hin, wenn Ihr leise gesprochenes "Platz!" ertönt, bekommt er einen Schubs oder einen Klaps zur Erinnerung. Seien Sie nicht zu vorsichtig. Setzen Sie sich durch! Legen Sie ihn hin! Diese Übung kann, wie gesagt, lebenswichtig sein. Denken Sie an die Situation, den jagenden Hund stoppen zu müssen, der auf eine Straße zu rennt. Legt er sich hin, sagen Sie dazu sofort "Ja!", "Fein!" oder "Brav!" oder ein anderes Lob, aber immer dasselbe, gleich betont ausgesprochen. Danach belohnen Sie ihn. Manche Menschen verwenden lieber einen Knackfrosch-Klick für diese sofortige Bestätigung, die die Belohnung ankündigt (Clicker-Training). Dann sagen Sie noch mal leise, aber mit tiefer Stimme "Platz!" und lassen ihn für einen Moment, später für einige Minuten, dann auch länger, liegen. Am besten beobachten Sie ihn solange streng und ruhig ohne etwas zu sagen.

Beim Loben darf er noch nicht aufstehen, halten Sie ihn unten bis Sie "Auf, auf!" gesagt haben und spielen Sie dann mit ihm. Üben Sie zunächst zu Hause, dann draußen mit Leine, später ohne, während der Spielphasen und wenn er zur Jagd ansetzt. Seien Sie aufmerksam! Die Zeichen der Erregung zu Jagdbeginn lassen sich nur kurz an der Haltung des Hundes ablesen. Jagt er erst einmal los, kommt Ihr Kommando wahrscheinlich schon zu spät. Das Gefühl zu jagen als solches, kann den Hund schon sehr stark belohnen. Hat er diese tolle Erfahrung erst einmal gemacht, wird es das nächste Mal noch schwieriger, ihn davon abzuhalten.

Gehen Sie während der Übungen ruhig öfter mal weg vom Platz-haltenden Hund. Er wird Ihnen folgen wollen. Er muss auch dann liegen bleiben, wenn Sie außer Sicht sind. Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie ihn beobachten können müssen. Passen Sie gut auf! Niemals darf auf "Platz!" eine andere Handlung des Hundes durchgehen, als sich hinzulegen und liegen zu bleiben. Konsequenz ist hier äußerst wichtig! Machen Sie sich immer vor einer Übung klar, wie Sie ihren Hund korrigieren wollen, falls er eben etwas anderes vorhat, als das Kommando zu befolgen.

Ich war bei meinen Welpen bereits in der Lage, diese "Notbremse" zu ziehen, als sie drei Monate alt waren. So kann es Ihnen auch nicht passieren, dass sich Ihr Hund irgendwo nicht anleinen lässt. Selbst das Kommando "Komm!" bzw. "Hier!" kann so besser geübt werden: Läuft Ihr Hund, statt zu Ihnen zu kommen, in die falsche Richtung, nageln Sie Ihn mit "Platz!" erst einmal fest. Holen Sie ihn ab und gehen Sie mit ihm zu dem Ort zurück, zu dem er kommen sollte. Dieses Ritual kostet einen Moment seiner Freizeit und der Hund wird es bald abkürzen, indem er gleich kommt, um schnell wieder frei zu sein. Ebenso hilft das Kommando den auf und davon galoppierenden Junghund bei sich zu halten. Gerät er an die Grenze Ihres Einwirkungsbereichs rufen Sie "Platz!". Er war zu schnell und muss auf Sie warten. Bald wird er wissen, wo seine Vorlauf- und Zurückbleib-Grenze ist und die lästige Pause vermeiden. In einer kritischen Situation reagiert ein Hund auf "Platz!" zuverlässiger als auf "Hier!", weil es ihm weniger abverlangt. "Platz!" heißt, sich fallen lassen, fertig. "Hier!" würde bedeuten, den Lauf in die gerade so tolle Richtung abzubremsen, gegen den eigenen Willen umzudrehen und zu Frauchen zu gehen. Das kann zuviel verlangt sein.