Die Notbremse am Hund

Üben Sie "Platz!" gewissenhaft! Irgendwann werden Sie es brauchen.

Hier ein Beispiel für die "Notbremse": Als unser eigener A-Wurf ein Jahr alt war, joggte ich täglich mit dem ganzen Rudel durch den Wald. Dabei waren die Hunde an meinem Hüftgurt befestigt und sorgten für Tempo. Bergan war ihr Zug oft angenehm, nur manchmal wurde es gefährlich:

"Es war ein Fehler, bei diesem nassen Wetter heute die Nachmittagstour in Turnschuhen zu machen. Auf einem horizontalen Abschnitt, den wir sonst immer im Joggingtempo passierten, kam ich auf äußerst glitschigem Boden so ins Rutschen, dass ich bei dem hier üblichen Zug meiner Hunde und ständig steigendem Tempo nicht mehr lange mein Gleichgewicht behalten hätte. Klarer Fall für die Notbremse! 'Platz!' heißt die bei uns, und, obwohl ich meine Zweifel hatte - sie funktionierte! Alle Hunde legten sich aus vollem Galopp in den Matsch! Das war meine Rettung, denn, viel weiter wäre ich sicher nicht gekommen. Ich schaffte es gerade, völlig außer Atem, bei meinem Rudel zum Stehen zu kommen. Entsprechend groß war das Lob und reichlich die Belohnung für jeden aus der Trockenfuttertüte. Mit 'Hinter mir!' führte ich sie in normalem Wanderschritt weiter, bis ich wieder griffigeren Boden unter den Füßen hatte." (Tagebuch-Eintrag vom 4.9.2001)

"Platz!" als Notbremse – ein weiteres Beispiel:

"... Als ich vom Parkplatz aus startete, zogen alle 5 so stark, dass aus meinem geplanten Jogging schnell ein Rennen wurde. Die Schritte wurden immer länger. Ich beschränkte mich auf's Abdrücken vom Boden, für Schub nach vorne sorgten die Hunde, deren Leine ich mir um den Schwerpunkt gebunden hatte. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte abgehoben. Da ich aber Angst hatte, beim Fliegen die Kontrolle zu verlieren, musste ich mein durchgeknalltes Rudel erst einmal wieder ausbremsen. Als wirkungsvollstes Kommando erschien mir 'Platz!'. Es ist ähnlich spannend, wie ein ungeübtes Pferd an ein Hindernis heran zu reiten: Springt es? Springt es nicht? Was muss ich selbst als nächstes tun? Mich nach vorne oder nach hinten werfen? Hier war die Frage: Stoppen sie im nächsten Moment, oder nicht? Kann ich mich auf einen direkten Stopp nach dem Kommando gefasst machen, oder braucht das Befolgen diesmal etwas länger, wird es vielleicht sogar ignoriert? Immerhin wollte ich über keinen meiner Hunde fallen. Ich wagte es, denn ich spürte, wie meine Renn-Kräfte nachließen. Es klappte. Aron ließ sich sofort fallen, ich stoppte und gemeinsam bremsten wir die anderen vier aus, die im nächsten Moment brav lagen. Ich verteilte eine Runde Trockenfutter, für jeden ein Händchen voll, was vor Aufregung jedoch nur unvollständig gefressen wurde. Im Freilaufgebiet durften sie sich so richtig austoben. Obwohl die Hunde beim Ableinen schon mächtig außer Atem waren, rannten sie frei gelassen immer wieder weit vor, um fremde Hunde zu begrüßen, und dann schnell wieder zu mir zurück. Wenn ich sie mit 'Hier!' heran rief, hielt ich für jeden als Belohnung die Trockenfuttertüte auf, so dass sich die Hunde, die bei mir eintrafen und brav vor mich setzten, selbst eine Schnauze voll nehmen konnten. Auf dem Rückweg zum Auto waren wieder etliche km Jogging angesagt. Mehrere Male musste ich die Hunde mit 'Voran!' schneller machen um die Leinen zu straffen, weil sie sich sonst mit ihren Beinen in durchhängenden Leinen verfangen hätten. Das Einsteigen ins Auto und das Ankommen zu Hause war ihnen danach keinen Laut wert." (Tagebuch-Eintrag vom 5.10.2000)

Nachträgliche Anmerkung: Mehrere durch Leinen aneinander gebundene Hunde gleichzeitig aus schneller Bewegung heraus mit "Platz!" auszubremsen, kann für den, der sich zuerst hinschmeißt, bedeuten, dass er durch das Weiterlaufen der anderen einen mächtigen Zug oder gar Ruck abbekommt. Um diesen unbeschadet zu überstehen, sollte er ein Führgeschirr aus breiten Gurten oder zumindest ein sehr breites Halsband tragen. Idealerweise sind die Leinen elastisch, z. B. aus geflochtenem Gummiband. Die Halswirbelsäule ist sonst in Gefahr!