"Platz!" während man zu tun hat

Der kleine Aron hat sich auf das Kommando "Platz!" hingelegt und blieb bis zu einigen Minuten brav liegen. Ich legte unterdessen die Trockenfutterfährte für Klein-Aron, auf der er gleich sein Futterbröckchen suchen durfte. Danach war eine Spielrunde angesagt, dann wieder "Platz!" und "Such!". Die Vorbildwirkung durch die "kluge", fast zehnjährige Gladess hat die Erziehung meiner jüngeren Hunde sehr vereinfacht, doch wäre keiner von sich aus liegen geblieben, wenn er den Befehl "Platz!" nicht selbst auch beigebracht bekommen hätte.

Engstellen auf Wegen sind immer problematisch, wenn sich Hunde Fremden gegenüber (noch) nicht neutral verhalten:

"Auf unserer heutigen Jogging-Tour begegneten uns an einer engen Stelle Spaziergänger. Ich legte das Rudel am Rand des Pfades ab, doch es war schwierig, 'Platz!' durchzusetzen. 'Ruh!' funktionierte überhaupt nicht. Als alle vorbei waren, ließ ich meine fünf mit 'Voran!' starten. Ich musste das Kommando noch zwei Mal strenger wiederholen, um die Hunde auf Tempo zu bringen und Streitigkeiten zu vermeiden. Je seltener wir Menschen begegnen, desto schwieriger wird es, sie unbehelligt vorbei zu lassen. Normalerweise biege ich auch von steilen Serpentinen zunächst ein paar Meter Hang abwärts ab, um den Abstand der Spaziergänger zu meinem Rudel möglichst groß zu bekommen. Diesmal versperrte mir dichtes Brombeergestrüpp diesen Weg. Hang aufwärts befand sich senkrechter Fels. Außerdem hätten die Hunde beim bergauf Ausweichen gute Chancen, mich je nach Laune wieder hinab zu ziehen." (Tagebuch-Eintrag vom 18.8.2001)

Der September 2000 zurückgekaufte halbstarke Anders wollte sich einmal nicht ablegen und anleinen lassen. Dieses Verhalten war mir von seiner vorigen Besitzerin beschrieben worden. Bei mir versuchte er es nur ein Mal mit kurzem Erfolg:

"...Als er doch endlich kam, war er so aufgeregt, dass er mein 'Platz!' ignorierte und statt dessen um uns im Kreis herumflitzte. Vielleicht war ihm auch klar, dass er der Schnellere ist und ich keine Chance hatte, ihn zu erwischen. Zunächst versuchte ich ihn zu uns zu locken, blieb selbst in der Hocke und gab erst ganz leise, später deutlicher den 'Platz!'-Befehl. Als er ihn weiter ignorierte, stand ich doch auf, scheuchte ihn ein wenig und bekam ein Stück weiter mein 'Platz!' ausgeführt. Kommentarlos führte ich ihn zu den anderen und orderte dort noch mal 'Platz!', während ich ihn anleinte. Vielleicht testet er, wie weit er gehen kann. Schön, dass die anderen Hunde so brav liegen blieben. Ich beschloss, Anders beim nächsten Spaziergang eine Schleppleine anzuhängen..." (Tagebuch-Eintrag vom 16.9.2000)

Abend-Spaziergang am gleichen Tag mit Schleppleine:

"... Im letzten Licht des Tages übte ich noch einmal 'Platz!' auf Distanz. Ich überlegte schon, ob ich Anders nicht umsonst die lange Gummileine angehängt hatte, als der Fahrradfahrer mit der uns schon bekannten Weglauf-Mali-Hündin aufkreuzte. Mit 'Platz!' legte ich mein ganzes Rudel ab. Die Hunde lagen etwa 5-10 m weit voneinander im hohen Gras. Als die Mali-Hündin auf unserer Höhe war, freute ich mich, Anders mit der Schleppleine korrigieren zu können. Er wäre sonst zu ihr hingelaufen. Das konnte ich mit der Leine verhindern und gleichzeitig das 'Platz!' erneut durchsetzen. Belana und Arabelle hatten derweil ihre Ellenbogen auch nicht mehr auf dem Boden. Zu ihnen konnte ich noch rechtzeitig hinlaufen, um 'Platz!' wieder durchzusetzen. Wäre mir Anders durchgegangen, wären sie beide mit Sicherheit dabei gewesen. Anjin lag brav in der Nähe ihres ebenfalls braven Vaters. Wenn die anderen durchgegangen wären, wäre sie wahrscheinlich auch mit gerannt. So konnte ich mit dem Radfahrer ein paar nette Worte wechseln und er setzte mit seiner frei laufenden Hündin ungestört seinen Weg fort..." (Tagebuch-Eintrag vom 16.9.2000)

Über unseren neun Monate alten zurückgekauften Anders, der "Platz!" durchaus verstand, schrieb ich:

"Im Vordergrund unserer Spiele stand heute die Triebförderung durch einen Wechsel von Apportieren und Tauziehen mit der Beißwurst. Ich verzichtete auf 'Sitz und Aus!'. Das Wiederbringen der textilen Beute mündete direkt in ein Tauziehspiel mit mir. Während Anders nicht dran war, legte ich ihm ein Halsband um und befestigte ihn mit dem anderen Ende entweder an Aron oder an Belana, so dass Anders keine Gelegenheit hatte, sich aus der Platzlage wegzuschleichen. Aron und Belana blieben stur liegen und ich konnte Anders in Ruhe den verdienten Rüffel erteilen und ihn erneut ablegen." (Tagebuch-Eintrag vom 12.9.2000)

Der "Ich seh Dich nicht - Du siehst mich nicht!" – Effekt:

"Anders mogelt manchmal, sowie meine Augen hinter der Kamera verschwinden. Es gilt 'Platz!' im Freigehege für eine Aufnahme und Anders robbt heimlich vor. Da meine Augen hinter der Kamera verschwunden sind, kann ich es ja wohl nicht sehen, oder? Sonst fühlt er sich von mir besser beobachtet und kontrolliert. Das zeigt aber, dass ich 'Platz!' auch mal wieder mit Weggehen und Verstecken üben muss." (Tagebuch-Eintrag vom 6.4.2001)