Grundregeln der Hundeerziehung

Es gibt in der Hundeerziehung einige Grundregeln, die Sie kennen müssen:

1) Geduld: Nehmen Sie sich genug Zeit. Füttern und Gassi gehen ist nicht genug. Haben Sie nicht vor und nach Ihrer Arbeit mindestens eine Stunde Zeit nur für den Hund, sollten Sie keinen Hund halten!

2) Einfühlungsvermögen: Sie müssen Ihren Hund lieben, Vertrauen zu ihm aufbauen und seine Bedürfnisse ernst nehmen. Auch ein Gebrauchshund ist ein empfindliches lebendiges Wesen und kein Gebrauchsgegenstand.

3) Spontanität: Korrekte Einwirkung im richtigen Moment. Sie brauchen eine gute Selbstbeherrschung. Lob oder Strafe, bzw. positive oder negative Einwirkung, dürfen nur dann erfolgen, wenn sie vom Hund verstanden werden, niemals aus Ihrer Laune heraus. Leckerlis ohne Leistung sind ähnlich falsch wie Draufhauen im Zorn! Geschlagen gehört ein Hund sowieso nie, was nicht bedeutet, dass die Erziehung bei einem willensstarken Hund immer ganz ohne  körperlich spürbare Einwirkung funktioniert (s. übernächster Punkt).

4) Positive Einwirkung (Lob, Belohnung): Die erste lobende Bestätigung sollte der Hund noch während oder unmittelbar nach einer gewünschten Handlung hören können. "Ja, fein!", kennen meine Hunde. Andere Hundefreunde schwören auf das Klick-Geräusch eines Knackfrosches ("Clicker-Training"), weil es für den Hund immer genauso klingt und daher unverwechselbar ist. Es kommt auf die Trieblage Ihres Hundes an, ob er sich anschließend über ein Spiel oder ein Belohnungshäppchen mehr freut und stärker belohnt fühlt und motivieren lässt. Mehr dazu im folgenden Kapitel.

5) Negative Einwirkung (Strafe): In vielen Situationen genügt ein scharfes "Nein!", das natürlich vorher als Abbruchkommando antrainiert sein muss, damit es vom Hund verstanden wird. Andernfalls folgt eine negative Einwirkung, die dem Hund das "Nein!" erklärt. Negative Einwirkung kann gezielt in Form von Erschrecken (z. B. mit der Schepperbüchse) oder körperlich fühlbarer Einwirkung (z. B. ein Schubser, ein Knuffen in die Seite) eingesetzt werden und orientiert sich immer an der Wirkungsschwelle. Der Hund lässt so gerade eben, was er lassen soll oder tut, was er tun soll. Voraussetzung für Letzteres ist, dass er den gerade ignorierten Befehl in anderen Situationen sicher beherrscht. Im Falle der körperlichen Einwirkung sollte selbstverständlich sein, dass der Hund Ihnen so weit vertraut, dass er sich von Ihnen ohne Gegenwehr bestrafen lässt. Mehr dazu im übernächsten Kapitel.

6) Fehlverknüpfung: Vermeiden Sie negative Einwirkungen in stressreicher Umgebung! Wird die Einwirkung statt mit der aktuellen Handlung mit einem Umweltreiz verknüpft, spricht man von einer Fehlverknüpfung. In der Folge wird der Hund bei einem ähnlichen Umweltreiz Meideverhalten zeigen, das unerwünschte Verhalten aber beibehalten. Um der Gefahr durch Fehlverknüpfungen aus dem Wege zu gehen, setzt man in der modernen Hunde-Ausbildung auf rein positive Konditionie­rung. Die Lern-Situation ist so zu gestalten, dass es zu Fehlverhalten gar nicht erst kommen kann. Fehlverhalten kann im Vorfeld z. B. durch angeleint lassen verhindert werden, so dass es keiner negativen Einwirkung bedarf.

7) Konsequenz: Sie müssen sich in gleichartigen Situationen immer gleich verhalten, damit Ihr Hund Sie nicht als unberechenbar einstuft. Erst dann können Sie einen berechenbaren Hund erwarten! Konsequenz ist überaus wichtig. Hat sich Ihr Hund mit einem Fehlverhalten auch nur ein einziges Mal einen Vorteil beschafft, wird er es immer wieder versuchen. Beispiel: Brötchen vom Tisch mopsen. Hat dieses Verhalten nicht SOFORT eine negative Konsequenz, wird er sich mit dem Genuss der "Beute" selbst belohnen und demnächst am Tisch auf schlecht bewachte, leckere Lebensmittel lauern.

8) Positive Verstärkung: Sie dürfen nicht aufgeben, wenn Ihr Hund etwas nicht sofort begreift. Das Lernen erfolgt in ganz kleinen Schritten. "Positive Verstärkung" nennt man das Loben und Fördern erwünschter Handlungen, auch, wenn diese erst im Ansatz erkennbar sind. Sie müssen sich auch über winzige Teilerfolge mit dem Hund freuen können und dürfen die Spielregeln erst dann erweitern, wenn der Hund seine vorige Lektion zuverlässig wiederholbar beherrscht.

9) Üben: Sie müssen fleißig üben, bis ein Befehl zuverlässig funktioniert. Bis der Hund seine Übung wirklich verstanden hat, also in vielen Wiederholungen zu Ihrer gemeinsamen Freude das Richtige getan hat, üben Sie ohne Ablenkung, d. h. ohne dass ihm andere Menschen oder Hunde in die Quere kommen. Üben Sie dann erst an unterschiedlichen Orten mit zunehmender Ablenkung. Das ist wichtig, damit der Hund nicht fälschlicherweise den Übungsort so in den Zusammenhang mit dem Kommando bringt, dass z. B. "Sitz!" nur in der eigenen Küche funktioniert.

10) Körpersprache: Setzen Sie ihren eigenen Körper ein. Mimik und Gestik sind für Hunde wichtig. Die "Körpersprache" kann ihrem Hund sehr helfen, Sie zu verstehen.

11) Stimmlage: Ernste Befehle werden mit tief gestellter Stimme gegeben. Bei uns betrifft dies grundsätzlich die wichtigsten Kommandos "Fuß!", "Ruh!" und "Platz!". "Sitz" sage ich dagegen mit hoher Stimme. So kann ich zudem eine Verwechselung mit dem für den Hund sehr ähnlich klingenden "Platz!" ausschließen. Es kommt meist nicht so genau darauf an - er soll nur einen Moment warten. Alle anderen Kommandos werden mit normaler Stimme gegeben. Im Prinzip respektiert der Hund wie der Wolf und der Mensch tiefe Stimmlagen mehr als hohe. Ernstgemeinte, drohende Knurrlaute sind tief, freudiges Begrüßungsfiepen ist hoch.