Was Angst macht, wird angebellt

Häufig ist das Bellen ein Zeichen für Angst vor etwas unbekanntem, unheimlichen und die mit ihr verbundene Aufregung. Grundsätzlich sollte man einen Hund, der etwas ihm unbekanntes anbellt, zu diesem Unbekannten hinführen, damit er es als friedlich kennen lernt und seine Angst abbaut. Dieser Grundsatz ist bei großen Müllsäcken praktikabel, nicht aber bei Tieffliegern oder Heißluftballons! Hier kann einerseits positives Überlagern mit toller Spiel- oder Leckerli-Ablenkung im Vorfeld eine Hilfe sein, oder eben eine konsequente Unterlassungserziehung mit "Ruh!". Der Hund muss aktiv am Anbellen gehindert werden, am besten durch Fangzuhalten und Blickkontakt unterbinden. Hat der Hund erst einmal die Erfahrung gemacht, dass der Flieger sich gar nicht anders verhält, wenn er nicht angebellt wird, haben Sie schon fast gewonnen. Der Rest ist Gewöhnung. Wie oft Sie noch eingreifen müssen hängt sehr davon ab, wie lange der Hund seiner Unart schon nachgehen durfte! Sollten Sie so nicht zum Ziel kommen, können Sie auch eine Desensibilisierung mit Aufnahmen des Geräuschs ausprobieren, die Sie dem Hund zu jeder Mahlzeit vorspielen, erst ganz leise, dann aber allmählich immer lauter.

Bei uns im Düsseldorfer Garten lösten Wildgänseformationen in ungewohntem Tiefflug große Aufregung und Unruhe aus:

"... In der Dämmerung kam noch einmal bei mehreren Hunden Unruhe auf, als große Formationen von Wildgänsen tief und laut rufend über uns gen Süden flogen. Die Hunde rannten aufgeregt bellend kreuz und quer durch den Garten, ließen sich aber beruhigen, sobald die Gänse nicht mehr wahrzunehmen waren." (Tagebuch-Eintrag vom 6.11.2000)

Unbekanntes wird häufig durch aufgeregtes Gebell gemeldet, wie z. B. die ersten Pferde oder Hirsche:

"... Auf unserem heutigen Nachmittags-Spaziergang in den Wald hinauf begegneten wir einem kleinen Rudel Hirschkühe. Die Hunde wurden plötzlich so unruhig, schnupperten und zogen den Hang hinauf. Als ich hinauf schaute, sah ich die großen Tiere in ihren zu dieser Jahreszeit noch kräftig roten Fellen zwischen den jungen Birkenstämmen hindurch leuchten. Ich flüsterte 'Stopp!', während mein Rudel zu kläffen begann. Ich fürchtete, die Hirsche würden nun die Flucht ergreifen. Sie scheinen uns aber schon gut genug zu kennen, um keine Angst zu haben. Sicher trug dazu bei, dass meine Krachmacher standen und nicht etwa auf sie zu jagten. Sie stoppten ebenfalls und beobachteten uns einen Moment. In majestätischem Schritt zogen sie schließlich parallel unseres Weges weiter und verschwanden so allmählich zwischen den nächsten Fichten. Ich weiß nicht, ob ich meine Hunde in dieser Situation ohne Leinen mit 'Platz!' oder 'Stopp!' oder 'Kehrt!' bei mir hätte halten können. So ging es jedenfalls stressfrei. Auch ein zuerst befürchtetes starkes Ziehen an den Leinen unterließen sie. Sie standen brav bei mir und kläfften die großen Tiere an wie sie es leider auch noch bzw. wieder mit Pferden tun, die uns hier äußerst selten begegnen." (Tagebuch-Eintrag vom 11.10.2001)