Trainingswagen "Sacco Dog Cart"

In den schneefreien, aber kühlen Jahreszeiten kann die Zugarbeit vor dem Trainingswagen geübt werden. Der hier gezeigte Wagen ist für Einzel- oder Doppelanspannung geeignet und für die Arbeit mit Huskys und anderen nordischen Zug-Hunderassen ausgelegt. Er kann mit solchen Hunden sehr schnell gefahren werden. Er ist durch den Fahrer lenkbar und bremsbar. Bei einem Eigengewicht von fast 30 kg benötigt man jedoch trotz der Leichlaufaufhängung der Räder einen sehr kräftigen oder zwei recht kräftige Zugtiere. Meine Collies sind da mit Sicherheit an der unteren Grenze. Steigungsreiches Gelände bedeutet während der Anstiege häufiges Absteigen und mithelfen und während der Gefällestrecken konsequentes Ausbremsen, damit die Hunde nicht geschoben werden. Ein solches Gespann freut sich über flaches Land.

Um dem enormen Bewegungsdrang meines Junghundes Aron gerecht zu werden, erwies sich das Gerät jedoch auch für uns als überaus sinnvoll. Wenn man einen jungen und einem alten Hund mit dem Fahrrad begleitet, steht man häufig vor dem Problem, dass der junge Hund sehr schnell galoppieren und der alte spätestens nach 3 km eher ruhig traben möchte. Im Handumdrehen sieht man den Junghund 100 m vor und den alten 100 m hinter sich. Dass dies beim Förster nicht so gut ankommt, ist verständlich.

Bei der Zugarbeit stimmte alles: Die über 10-jährige Gladess bekam ihren Trab und der junge Aron durfte seine überschüssigen Kräfte abreagieren, indem er ihr die Arbeit fast komplett abnahm. Ich konnte mir gemeinsam mit meinem Sohn bequem die Landschaft anschauen ohne selbst müde zu werden. Die Hunde sind zu Försters Freude sogar angeleint. So hatten wir auch mit unseren nicht hütenden Hütehunden beim Spazieren fahren viel Spaß und keinen Stress. Andere Erholungssuchende kommentierten das in unserer Gegend ungewohnte Gespann unterschiedlich. Das Spektrum reichte von "Super Idee!" bis "Tierquälerei! Das sind doch keine Ponys!" Manche sind einfach verwundert ("Was war das?"). Unsere Hunde laufen an ihnen vorbei. Diskussionen führe ich nur noch mit freundlichen Menschen.

Damit man am Start nach dem Anspannen der Hunde in Ruhe aufsteigen kann, müssen die Hunde "Stopp!" gut beherrschen. Sicherheitshalber wird zusätzlich die Bremse angezogen. Durch diesen Moment des Wartens entsteht ein Triebstau, der meist unüberhörbar von "Startgebell" begleitet wird.

Mit "Voran!" geht es nach Lösen der Bremse zügig los. Die Hunde wollen sich jetzt abreagieren und schnell sein. Steigungen werden mit höchstens einer leichten Person an Bord genommen, um die Hunde nicht zu überfordern. Aron reagierte auf die verringerte Belastung des Wagens, indem er zu galoppieren begann, was das Nebenherlaufen anstrengend machte.

Entgegenkommende Hunde wurden übermütig angebellt. Gegenlenken wurde erforderlich, damit die Fahrt geradeaus und nicht hin zum fremden Hund fortgesetzt wurde. Die alte Gladess half dabei, indem sie stur geradeaus weitertrabte.

Gladess nahm während der folgenden Aufnahmen mein "Komm!" zum Filmen etwas zu ernst: Sie befreite sich aus dem Geschirr und galoppierte so viel schneller als mit Wagen zu mir. Um solche Pannen zu vermeiden, legte ich ihr am Zuggeschirr einen zusätzlichen Bauchgurt an, der das Hinausschlüpfen im Rückwärtsgang vereitelte.
Nach etwa zwei Kilometern war die erste Pause fällig. Die Hunde konnten sich auch mit Geschirr problemlos setzen und legen. Mit Lob und Belohnung durfte jetzt nicht gespart werden. An wärmeren Tagen und dann, wenn wir nicht an einem sauberen See vorbeikamen, wurde zum Belohnungshäppchen auch Wasser gereicht.
Während der Pause konnte gespielt werden. Wir ließen die Tiere dafür nach dem Fressen frei. Sie durften Stöckchen apportieren, sich gegenseitig jagen und schwimmen. Ein "Voran" beendete die Pause. Die Hunde trabten weiter. Arons Ehrgeiz zu galoppieren, ließ allmählich nach. In ruhigem Trab, der Standardgeschwindigkeit vor dem Wagen, liefen unsere Hunde ca. 12 km/h, wie auf dem Tacho abzulesen war. Im Galopp haben wir bei Doppelanspannung schon 24 km/h erreicht, mit Aron in Einzelanspannung maß ich sogar bis zu 32 km/h auf ebener Strecke, allerdings nur, wenn ich alleine fuhr und davonlaufendes Wild, meist Kaninchen, ihn motivierten, besonders schnell zu sein. So schnell waren wir nur auf kurzen Strecken. Mit dem Ausruf "Kaninchen", den ich bei jeder derartigen Begegnung hören ließ, z. T. ausgerufen, bevor Aron die Kaninchen sah, konnte ich ihn später auch ohne Wild zu Höchstleistungen anstacheln. Ein bisschen gemein war das schon, den Armen so zu belügen! Stärkere Hunde, vor allem Huskys, erreichen weit höhere Geschwindigkeiten. Der Wagen ist für Geschwindigkeiten bis 60 km/h TÜV-geprüft. Am Ende solcher Fahrten hatten wir 6 bis 12 km zurückgelegt. Nach dem Losbinden der Hunde wurde ausgiebig gespielt und getobt - als wären unsere Hunde noch nicht ausgeführt worden!

Machen Fahrtouren überheblich? Diese Frage stellte ich mir manchmal nach solchen Touren:

"... Kurz gemeinsam gebellt wurde da, wo wir an fremden Hunden vorbei mussten. Es war aber ein übermütiges, fröhliches Bellen, kein aggressives. Viele fremde Hunde sahen uns heute zum 1. Mal und zeigten Scheu. Solche Momente genießen meine Hunde. Sie fühlen sich dann unglaublich stark. Ein Jack Russel Terrier rannte sogar eine Weile vor uns her. Obwohl ich 'Stopp!' einforderte und mein Gespann ausbremste, damit Frauchen das Hundchen einsammeln konnte, bevor wir es endgültig verjagt hätten, fanden meine Hunde, allen voran Anjin, diese Jagdsituation TOLL. Anjin hat das Hundejagen ja sowieso als ihr Lieblingsspiel entdeckt. Das passt natürlich! Ich muss dafür sorgen, dass meine Kleinen möglichst bald wieder frei mit fremden Hunden zusammen sind. Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass die Fahrtouren meine Hunde überheblich machen. Aron und Belana treten fremden Hunden gegenüber schon SEHR selbstbewusst auf. Es würde mir reichen, wenn die Kleinen Fremden gegenüber einfach nur nett sein würden!..." (Tagebuch-Eintrag vom 27.5.2000)

Richtig ist sicher, dass man als Fahrer kaum Einwirkungsmöglichkeiten hat, um das Anbellen unterwegs zu unterbinden, ohne den Hunden die Freude an der Zugarbeit kaputt zu machen. Also akzeptiert man das Anbellen, was natürlich auf eine unangenehme Angewohnheit hinauslaufen kann.

Es ist nicht immer so, dass die Hunde sich gerne in die Richtung lenken lassen, die man sich selbst wünscht. Meiner kleinen Belana hatte ich zu Weihnachten 1997, als sie etwas über 6 Monate alt war, ein Zuggeschirr aus einer alten Kinderhose gebastelt. Ich führte sie angeleint neben dem Sacco Dog Cart, das von Aron gezogen wurde, während die 12 ½-jährige Gladess frei nebenher lief. Aron, der mit 1 Jahr einen fehlgestarteten Böller der Art "grüne Leuchtkugel" direkt vor die Nase bekam und solchen Dingern seither aus dem Wege ging, hatte mit mir einmal einen regelrechten Richtungs-Streit. Hierzu der Auszug aus Belanas Tagebuch, Eintrag vom 2.1.1998:

"...Nicht sichtbar, aber auch nicht weit weg, detonierte schräg vor uns ein Böller. Aron wollte den Wagen wenden und zurück in den Park. Belana, Gladess und ich, wir wollten nach Hause. Nun war es in Arons erstem Jahr Zugarbeit so gewesen, dass er sich die Wege weitgehend selbst aussuchen durfte. Wenn ich ihn nun mit 'links!', 'rechts!', 'kehrt!' oder 'geradeaus!' lenke, geschieht dies meist auf sich ähnelnden Wegen, die ihm egal sind. Einen Weg weiterzuverfolgen, auf dem man sich explodierenden Böllern näherte, nein, das wollte Aron jetzt nicht. Er weigerte sich strikt, weiterzugehen. Als ich das Wenden des Wagens verhinderte, wollte er aus dem Geschirr schlüpfen. Ich beeilte mich, die Schnalle unter seinem Bauch zu schließen, die ich sonst immer offen lasse. So konnte er mir nicht entwischen. Er sträubte sich mit allen Vieren dagegen, von mir geführt zu werden. Sowie ich ihn losließ, ging er rückwärts und begann erneut, den Wagen zu wenden. Da ich inzwischen eine Menge kritischer Blicke auf mich zog, gab ich auf, ließ Aron den Wagen wenden und 100m bergan Richtung Park flitzen. So sahen die Zuschauer, dass Aron sich nicht gegen die Zugarbeit als solche wehrte, sondern lediglich gegen die Richtung. Kurz vor der viel befahrenen Straße, über die ich auf keinen Fall noch einmal wollte, kommandierte ich 'kehrt!'.

Wieder blieben Passanten neugierig stehen. Aber diesmal hatte ich zwei Helfer: Die Steigung des Weges - die von mir gewünschte Richtung verlief bergab - und Belana. Während Aron sich noch erfolgreich gegen die Gravitation sträubte, die den von mir gewendeten Wagen vorwärts drückte, begann Belana sich ungemein in ihr Geschirr zu legen. Sie hatte dieses Getue satt und wollte nun endlich nach Hause. Ich ließ ihr die Leine so lang, dass sie schräg vor Aron zog. Möglicherweise erinnerte er sich nun an Situationen während des Einfahrens neben Gladess. Diese hatte oft gegen Arons Richtungswunsch meine Entscheidung durchgesetzt. Sie war damals schon über 10 Jahre alt und neben Aron im Geschirr eher faul. Die eigentliche Zugarbeit überließ sie gerne dem jungen Temperamentsbündel neben sich. Doch wenn Frauchen eine andere Richtung wünschte als Aron, leistete sie manchmal Schwerstarbeit bis Aron seinen Widerstand aufgab. Jetzt, neben Belana, die den Wagen in Bewegung setzte, war es genauso. Er begann erst langsam, bald immer schneller mitzulaufen und nahm ihr schon nach wenigen Metern die Zugarbeit wieder ab. Ich war wirklich froh, Belana ein Geschirr gebastelt zu haben. Unter den Zuschauern sind immer Leute, die nur darauf warten, dass man dem 'armen' Zugtier gegenüber grob wird, um spätestens dann 'Tierquäler!' zu schreien. Belana hatte mich buchstäblich aus der Affäre gezogen."

Es ist nicht immer ganz ungefährlich, mit so einem Trainingswagen unterwegs zu sein, wie folgende Stelle aus Belanas Tagebuch belegt (Eintrag vom 5.10.1998):

"Eine Gefällestrecke hinunter werden meine Hunde immer sehr schnell. Da ich einer Hundebesitzerin mit ihrem angeleinten Hund in großem Bogen ausweichen wollte, konzentrierte ich mich auf's Lenken. Beim Sacco Dog Cart sitzen die Hunde buchstäblich am längeren Hebel, so dass man beide Hände braucht, um so ein übermütiges Kraftpaket wie meinen Aron gegen seinen Willen zu lenken. Aron wollte also hin zum fremden Hund und ich möglichst weiträumig vorbei, um die Besitzerin nicht zu schocken. Da ich beide Hände an der Lenkstange hatte, konnte ich unmöglich gleichzeitig bremsen. Noch während wir den Bogen fuhren kreuzte in sicherer Entfernung vor uns ein weiterer Hund auf, den Aron überhaupt nicht mochte. Also nahm er bewusst noch mehr Fahrt auf. Dann kam eine scharfe Rechtskurve. Wäre diese eine Kurve wie alle anderen, wäre nichts Besonderes passiert. Da diese Kurve jedoch einen deutlichen Anstieg auf der Innenseite hat, genügte das Tempo, den Wagen und mich auf die Seite zu legen. Den Hunden tat das nichts, weil die Deichseln über das Vorderachsengelenk relativ unbeeinflusst blieben, doch ich hatte eine deutliche Prellung am linken Oberschenkel, die mich mehrere Tage deutlich spürbar begleiten sollte."