Kinderschlitten ziehen lassen

Leichte Zugarbeit ist für einen gesunden, kräftigen Hund eine Aufgabe, bei der er sich so richtig müde laufen kann. Man muss sich dafür nicht unbedingt teures Musher-Equipment kaufen. Mit einem einfachen Rodel kann man auf verfestigtem Schnee auch schon mächtig Spaß haben. Allerdings sollte ein gut sitzendes Zuggeschirr vorhanden sein, um den Hund gleichmäßig zu belasten und keine Druckstellen zu riskieren.

Vor allem, wenn vorne jemand mitläuft, ist die Zugarbeit für den Hund schnell selbstverständlich. Für das Geschirr Anlegen sollte "Stopp und steh!", für die Fortbewegung "Fuß!" gelten, damit es keine unangenehmen Zwischenfälle gibt. Frei herumtoben würde natürlich mehr Spaß machen, aber das ist oft gar nicht erlaubt. Sofern es die Strecke erlaubt und die Hunde gerne schneller sein möchten, als der mitlaufende Mensch, kann das Gespann auch mal mit "voran!" zum Vorlaufen motiviert werden.

Erste Erfahrungen mit meinem Team aus Aron, Belana und ihren drei damals einjährigen Kindern beschrieb ich wie folgt:

"Heute spannte ich mein Rudel vor einen Kinderschlitten. Wäre der Schnee gleichmäßig verfestigt gewesen, hätte es eine gleichmäßig ruhige Tour werden können. Da der Schlitten jedoch oft stecken blieb und mein Rudel zum Abstoppen zwang, wurde es eine stockende und sehr laute Tour. Denn, immer wenn mein Rudel am Tempomachen gehindert wurde, wurden überschüssige Energien in Lautstärke umgesetzt." (Tagebuch-Eintrag vom 15.2.2001)

Über Schlittenfahren und Jagd-Feeling konnte ich tags drauf berichten:

"... Richtig schnell wurde mein Schlitten, als neben uns mehrere Hirschkühe auftauchten und in wenigen Metern Entfernung einen Damm parallel zu unserem leicht abschüssigen Weg entlang galoppierten. Wir erreichten ungefähr 40 km/h, denke ich. 'Nur jetzt nicht umfallen...schön oben bleiben...' waren meine Gedanken - es hätte gefährlich werden können. Das war dann schon ein besonderes Erlebnis!" (Tagebuch-Eintrag vom 16.2.2001)

5.4.2 Ziehen lernen
Meiner Hündin Gladess behagte es anfangs überhaupt nicht, vor mir her laufen zu müssen. Sie drehte sich ständig um und wollte zu mir. Ich musste das ihr vertraute Kommando "Voran!" ausnahmsweise einmal mit einem Klaps auf das Hinterteil durchsetzen. Sobald sie ihren neuen Job begriffen hatte, zog sie ganz hervorragend, obwohl Collies von Hütehunden und nicht von typischen Zughunden abstammen. Mein Junghund Aron freute sich dagegen von Anfang an auf die bevorstehende Bewegung und bellte vor Aufregung. Natürlich kann man solche nicht für die Zugarbeit gezüchteten Hunde, je nach Kraft und Gewöhnung, nur einige Minuten bis wenige Stunden pro Tag mit Zugarbeit belasten. Sonst würde man sie überfordern und die Gelenkgesundheit riskieren. Die Geschwindigkeit - Trab oder Galopp - sollten die Hunde dabei selbst bestimmen dürfen, soweit dies gefahrlos möglich ist.

Die ersten Zugarbeit unserer Anjin in Einzelanspannung beschrieb ich so:

"Anjin hat uns heute geholfen, Sachen, die wir noch in der Garage im Tal hatten, zu uns den halben Berg hinauf zu bringen. Ich konnte sie zwar nicht leise kriegen, hatte dafür aber ein wirklich kräftiges Zugtier. Da wir am späten Vormittag unterwegs waren, störte es wohl niemanden, dass wir mit Rawau vorbei kamen. Ich kam beim bergan Joggen mehr als einmal außer Atem und musste Anjin runterbremsen. Sie bellte dann erst recht. Die Leute, an denen wir vorbei kamen, erkannten die Lage sofort richtig und riefen uns lachend oder grinsend etwas nach, was mit 'Sitz montieren' oder 'selbst mitfahren' zu tun hatte." (Tagebuch-Eintrag vom 11.3.2001)

"Heute brachte ich wieder mit meinem 'Anjin-Transporter' Sachen hinauf. Anjin wird jetzt schon etwas ruhiger, besonders, wenn ich neben ihr ordentliches Joggingtempo durchhalte. Sie zieht nicht nur den Wagen - sie zieht auch mich! Und das, obwohl die Steigung z. T. eine ganz ordentliche ist. Sie hat unglaubliche Kräfte!" (Tagebuch-Eintrag vom 16.3.2001)

Mein Anjin-Zugtier ging Schlangenlinien, als sie zum ersten Mal ganz alleine vorne war:

"Ich spannte heute mal wieder meinen aktuell zugfreudigsten Hund Anjin vor das dreirädrige Transportwägelchen und holte damit Sachen aus dem Tal. Auf dem Hinweg probierte ich, mich auf den Wagen zu setzten, um sie so schneller laufen lassen zu können. So ganz alleine vorne drehte sie sich jedoch häufig nach mir um und fuhr Schlangenlinien. Bei den schmalen Pfaden hier am steilen Berg erschien es mir schnell zu riskant und ich zog es vor, wieder neben ihr zu laufen, wobei ich sie jedoch stark bremsen musste. Während ich den Wagen belud, durfte Anjin etliche von den heiß begehrten Pansenstreifen knabbern. Auf dem Rückweg half uns eine nette Langhaar-Schäferhund-Besitzerin an der steilsten Stelle, indem sie schob. Anjin konzentrierte sich erst voll auf den fremden Hund, den sie möglicherweise gezwickt hätte, wäre sie an ihn heran gekommen. Ich zog also Anjin und den Wagen. Nachdem wir die steilste Stelle passiert hatten, durfte Anjin wieder schneller laufen, allerdings wieder nicht so schnell, wie sie gerne gelaufen wäre. Verärgert darüber, schnappte sie während des Laufens mehrfach nach meinem Pullover. Es war kein böses Schnappen, mehr ein aufforderndes 'nun renn doch endlich mal richtig!'..." (Tagebuch-Eintrag vom 20.7.2001)

Einen Monat später eine ähnliche Erfahrung mit Anjin und der Vergleich mit dem inzwischen erfahrenen Aron:

"... Zwischendurch machte ich 2 Transporte mit dem Hundewägelchen. Erst hatte ich Anjin im Geschirr. Es war eine recht anstrengende Tour. Sie war einfach nicht leise zu halten und schleifte mich auf etwa ebenen Strecken hinter sich her, dass ich kaum mitkam und meine Arme vom Zurückhalten schmerzten. Auf steil ansteigenden Abschnitten hörte sie dagegen auf zu ziehen. Versuchte ich, von hinten zu schieben, scherte sie aus, so dass ich zu ihr nach vorne kommen und ziehen musste.

Der 2. Transport war dagegen der reinste Spaziergang. Ich hatte Aron im Geschirr. Er setzte zwar so manche Duftmarke, verhielt sich aber ansonsten angenehm vernünftig. Er lief an der locker durchhängenden Leine neben mir und zog kräftig, wenn es steil wurde, so dass ich kaum schieben und an keiner Stelle ziehen musste, obwohl der Wagen genauso schwer beladen war, wie bei der ersten Tour..." (Tagebuch-Eintrag vom 28.8.2001)