Fährten

Das Finden und Ablaufen einer Fährten allein nach dem Geruchssinn gehört zu den faszinierendsten Fähigkeiten eines Hundes. Genau hier kann er entschieden mehr als wir! Schon deshalb habe ich meine Hunde von klein auf Suchspiele machen lassen. Ein ordentlicher Geruchsinn kann ausgebildet werden oder verkümmern. An einem fähigen Hund habe ich mehr Freude, als an einem unfähigen.

Geübt wird mit dem kleinen Welpen, sobald er in seinem zweiten Zuhause heimisch ist, zunächst im Wohnzimmer mit einer kurzen Trockenfutterabrieb-Spur, die unter einen Schrank oder unter ein Bett führt. Der hungrige Welpe, der das erste Mal sogar Platz haltend oder angebunden zusehen darf, wie die Fährte gelegt wird, wird mit einem "Such!" befreit und holt sich das Futter. Er wird gelobt und darf ein Weilchen spielen.

Das nächste Mal wird er vielleicht in der Küche eingesperrt bis die Fährte im Schlafzimmer fertig ist. Am Start angesetzt, folgt der Welpe nun, begleitet von "Such!"-Rufen, der duftenden Spur. Angekommen belohnt er sich selbst, indem er seinen Fund frisst. Er wird wieder gelobt und darf spielen.

Haben Sie ihn so einige Tage an den Begriff "Such!" gewöhnt, können Sie das Spiel draußen fortsetzen. Dort ziehen Sie die Spur, indem Sie eine Futter-Leine hinter sich herziehen. Am Ende bleibt ein Futterbröckchen zurück. Die Wege werden immer länger, das Futter auch mal mit Laub oder Grashalmen bedeckt, in für den Welpen noch greifbarer Höhe in einem Busch aufgehängt und später regelrecht versteckt.

Ich habe mit dem neun Wochen alten Aron in halb verwildertem Gelände bewusst am Bahndamm geübt, damit er sich an das Geräusch vorbeifahrender Züge gewöhnte, was ihm anfangs Angst einjagte, so dass er die Flucht ergreifen wollte.

Diese Angst ist im mittleren Bilderstreifen gut zu sehen: Ein Zug fährt vorbei, Aron erschrickt und überlegt mit angelegten Ohren, was zu tun ist, besinnt sich aber auf mein "Such!" und setzt die Suche, Nase am Boden, erfolgreich fort.

Der nächste Schritt besteht darin, dass Sie die Futterleine aus dem Programm nehmen. Der Welpe findet Ihre Spur auf möglichst naturbelassenem Boden auch ohne den Futtergeruch. Er weiß ja bereits, dass da, wo Sie waren, Futter für ihn bereitliegt. Beginnen Sie wieder mit einer kurzen Spur, die nur einige Meter lang ist.

Gehen Sie immer Rundwege, so dass der Hund der Fährte in der richtigen Richtung folgt. Das ist wichtig, damit er sie nicht eines Tages in die entgegen gesetzte Richtung verfolgt, vom Suchziel weg. Ist Ihr Welpe hyperaktiv und sucht zu hastig auf der Fährte, so dass er über sein Ziel hinausschießt, legen Sie ihm ein Geschirr an, das ihn möglichst wenig behindert, und begleiten ihn an der langen Leine mit mehreren Metern Abstand. Bei meinen Hunden hat ein altes Katzengeschirr und später ein größerer Nachbau dafür gute Dienste geleistet.Ein spezielles Suchgeschirr zu kaufen, lohnt sich erst, wenn der Hund die volle Größe hat.

Die nächste Änderung im Suchprogramm kann erfolgen, sobald der Hund das Apportieren geworfener Spielsachen gelernt hat. Spielen Sie das Apportierspiel jetzt mit verstecktem Spielzeug. Er muss es auf Ihrer Fährte finden, der er nach "Such!" begeistert folgen wird. Beobachten Sie, wann er sein Spielzeug entdeckt und rufen Sie "bring!" oder "apport!". Meine Hunde haben die neue Spielregel sofort verstanden. Bei Ihnen angekommen, gibt es eine großzügige Belohnung und eine freie Spielrunde, so, wie es dem Hund am besten gefällt.

Dieses Spiel wird jetzt eine ganze Weile perfektioniert. Vergraben Sie das Spielzeug einmal etwas tiefer und hängen Sie es ein anderes Mal etwas höher in Büsche oder Bäume, so dass der Hund hinauf springen muss, um es zu bekommen. Die Spur muss dafür natürlich den Baumstamm hinauf führen.

Wenn aus dem Welpen ein Junghund geworden ist, wechseln Sie die Gegenstände immer häufiger aus. Dabei darf das neue Ding auch mal aus Plastik oder dem Hund noch unangenehmeren Metall sein, mal sehr groß (z. B. ein hölzerner Zaunpfahl), so dass er es kaum tragen kann, und mal sehr klein, wie ein Schlüssel oder eine Münze. Während Sie mit dem Hund anfangs noch Apportieren mit Werfen spielen, bevor Sie es verstecken, können Sie bald ein unbekanntes Spielzeug an einem dem Hund aus einer vergangenen Übung bekannten Versteck deponieren, ohne dass er es vorher gesehen hat. Der Geruch Ihrer Hände muss Kriterium genug sein. Halten Sie es dafür eine Weile in der Hand fest, bevor Sie es im Versteck zurücklassen.

Verstecken Sie dann auch mal neue Spielsachen in neuen Verstecken.

Für Arons Tochter Anjin entwickelte ich das Fährten über Suchspiele aus der Apportier-Begeisterung heraus:

"... Anjin sucht und bringt inzwischen auch von mir versteckte Sachen. Die Bilder zeigen ihren Quietschi-Sucherfolg. Bei ihr kann ich darüber jetzt auch gut das Fährten aufbauen, denn - Anjin ist ja nicht doof - sie weiß, dass ich das Quietschi versteckt habe und wird auf meiner Spur die Suche beginnen. Der Aufbau über die Futtermethode bringt sicher ordentlichere Sucher hervor, deren Nasen tief bleiben, aber bei uns wird ja ohnehin nur just for fun gesucht und ein bisschen Stöbern ist auch nicht verkehrt, zumal Frauchen ja so gemein ist, den Gegenstand auch mal ins Geäst zu hängen." (Tagebuch-Eintrag vom 28.8.2000)